Dengue – das klingt für viele nach einer fernen Tropenkrankheit. Doch das Virus, das durch Mücken übertragen wird, ist längst auf dem Weg nach Europa. Weltweit sind laut Schätzungen der WHO über 100 Länder betroffen, mit rund 390 Millionen Infektionen pro Jahr.2 Etwa eine von vier infizierten Personen entwickelt Symptome, zu denen hohes Fieber, Muskelund Gelenkschmerzen sowie Hautausschläge gehören. In seltenen Fällen, meist nach einer zweiten Infektion, können lebensbedrohliche Komplikationen wie innere Blutungen oder ein Kreislaufschock auftreten.

Klimawandel: Ein Turbo für Mücken

Warum breitet sich Dengue so stark aus? Einer der Hauptgründe ist der Klimawandel. Steigende Temperaturen und veränderte Regenzeiten schaffen ideale Bedingungen für die Mücken, die das Virus übertragen – vor allem die Arten Aedes aegypti und Aedes albopictus.1 In wärmerem Klima vermehren sich die Mücken schneller, und das Virus braucht weniger Zeit, um in ihnen «reif» zu werden. Auch neue Brutstätten entstehen, zum Beispiel in Wasserpfützen, Blumentöpfen oder alten Autoreifen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Klimawandel die Lebensräume der Mücken immer weiter ausdehnt. Sie wandern in neue Regionen ein – auch nach Südeuropa. Besonders gefährdet sind Städte mit schlechter Infrastruktur und hoher Bevölkerungsdichte.4

Was ist Dengue und wie kann man sich schützen?

Es gibt vier verschiedene Denguevirus-Typen. Die Übertragung erfolgt durch Mücken, die meist tagsüber und in der Dämmerung aktiv sind. 5 bis 8 Tage nach dem Stich können oben genannte Symptome auftreten. In seltenen Fällen kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.2

Was hilft? Die beste vorbeugende Massnahme besteht aus einem guten Mückenschutz: lange Kleidung tragen und diese vorher mit einem Insektizid behandeln sowie Mückenschutzmittel auf unbedeckte Hautstellen auftragen. Doch all das reicht nicht immer. Vor allem in Ländern, in denen das Denguefieber endemisch ist, ist ein sicherer und wirksamer Impfstoff von grossem öffentlichem Interesse.

Kleine Mücke, grosse Konsequenzen: Mücken können Krankheiten übertragen. © stock.adobe.com / PeterO

Warum die Dengue-Impfung so besonders ist

Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Dengue war ein medizinischer Balanceakt. Der Grund: Es gibt nicht nur einen, sondern vier verschiedene Typen des Dengue-Virus. Wer sich einmal mit einem Typ infiziert hat, ist zwar dagegen immun, aber bei einer zweiten Infektion mit einem anderen Typ kann das Immunsystem überreagieren und die Krankheit verschlimmern. Dieses Phänomen nennt man antikörpervermittelte Verstärkung (ADE).3

Ein Impfstoff muss also gegen alle vier Typen gleichzeitig schützen, und das möglichst gleichmässig, dauerhaft und sicher. Genau das macht die Dengue-Impfung so besonders und komplex.

Mit Qdenga (TAK-003) steht seit Kurzem ein neuer Impfstoff zur Verfügung, der eine breite Immunantwort gegen alle vier Virus-Typen erzeugt, besonders stark gegen Typ 2. Im Unterschied zum älteren Impfstoff Dengvaxia, der nur bei Menschen mit früherer Dengue-Infektion sicher eingesetzt werden kann, ist Qdenga grundsätzlich auch für Personen ohne vorherige Infektion zugelassen.3

Allerdings empfehlen Fachgremien wie das Schweizerische Expertenkomitee für Reisemedizin (EKRM) derzeit eine vorsichtige Anwendung: Profitieren sollen vor allem Personen, die bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben und in Regionen mit hohem Dengue-Risiko reisen. Für Menschen ohne frühere Infektion gibt es zwar vielversprechende Studienergebnisse, doch sind nicht alle Risiken abschliessend geklärt – insbesondere, ob eine Impfung vor der ersten Dengue-Erkrankung das Risiko für einen schweren Verlauf bei einer späteren Infektion erhöhen könnte.

Deshalb gilt: Die Dengue-Impfung ist ein medizinischer Meilenstein, aber ihr Einsatz sollte individuell abgewogen werden, am besten im Gespräch mit einer Fachperson für Tropen- und Reisemedizin.5

Was bedeutet das für uns?

Dengue ist ein Beispiel dafür, wie eng Gesundheit, Umwelt und Klima zusammenhängen. Die Krankheit breitet sich durch den Klimawandel und zunehmende Urbanisierung aus und trifft dabei vor allem Menschen in ärmeren Regionen. Doch auch Europa ist nicht mehr sicher vor dem Dengue-Virus.

Die gute Nachricht: Mit neuen Impfstoffen und gezielter Aufklärung lässt sich viel erreichen. Aber dafür braucht es Zusammenarbeit zwischen Forschung, Politik und Gesellschaft. Denn nur wenn wir die Zusammenhänge verstehen, können wir uns und andere schützen.

Beratung und weitere Auskünfte:
Universität Zürich, Zentrum für Reisemedizin,
8001 Zürich, zrm@ebpi.uzh.ch
www.reisemedizin.uzh.ch


Quellen: 1 Naish et al. (2014): Climate change and dengue – BMC Infectious Diseases;2 Kothari et al. (2025): Dengue: epidemiology, diagnosis methods, treatment options, and prevention strategies – Archives of Virology; 3 Naderian et al. (2025): Efficacy, Immune Response, and Safety of Dengue Vaccines in Adolescents – Reviews in Medical Virology; 4 Leal Filho et al. (2025): The role of climatic changes in the emergence and re-emergence of infectious diseases – One Health Outlook; 5 https://www.healthytravel.ch/de/get-file?attachment_id=2210&download_file=EKRM_Factsheet_Layperson_DE_Dengue.pdf