Der 27-jährige Chocolatier Oliver Van Nueten aus Belgien bringt Magie, Meisterhaftigkeit und genussvolle Achtsamkeit unter einen verrückten Hut.

Oliver Van Nueten, welche Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit Schokolade?

Ich erinnere mich genau daran, wie ich als Kind an Schokoladengeschäften vorbeiging und all diese essbaren Skulpturen und Kunstwerke betrachtete, die mich an das Original «Willy Wonka und die Schokoladenfabrik» von 1971 mit Gene Wilder erinnerten. Besonders die Szene, in der er zum ersten Mal die Fabrik betritt, die gelbe Teetasse nimmt, daraus trinkt sie schliesslich aufisst. Es ist grossartig, dass ich diese Szene mit meinen essbaren Werken nun selbst nachbilden kann.

Wann ist Schokolade vom Genuss zum Beruf geworden?

Es hat nie aufgehört, ein Genuss zu sein (zwinkert). Es wurde ernst, als mir meine Eltern mit 19 Jahren ermöglichten, mein Unternehmen zu gründen. Diese Chance so jung zu bekommen, war die grösste Ehre für mich und dafür bin ich unendlich dankbar. Zu dieser Zeit war ich der jüngste Chocolatier mit eigenem Geschäft in Belgien. Das Bewusstsein für die grosse Verantwortung, die das mit sich bringt, motiviert mich jeden Tag, mich 110 % leidenschaftlich zu engagieren.

Van Nueten kreiert in seinem Atelier auch Pralinen und Schokoladen-Tafeln. © zvg
Wie haben Sie das Schokolademachen erlernt?

Mein Handwerk habe ich während meiner Ausbildung zum Meister-Chocolatier und Pâtissier an der renommierten Schule «Ter Groene Poorte» in Brügge erlernt, absolvierte aber auch Praktika in verschiedenen Betrieben. Meine Liste an Vorbildern ist lang; von Lehrern über fantastische Köche und Bäcker bis hin zum Schweizer Amaury Guichon, eine meiner grössten Inspirationsquellen. Wenn jemand bemerkt, dass meine Werke seinen ähneln, erfüllt mich das mit Stolz.

Weltweit berühmt für Schokolade, gibt es in Belgien zig Chocolatiers. Warum «braucht» es gerade auch Sie?

Um aus der Masse herauszustechen, widme ich mich der Schokoladenkunst. Als «The Chocolate Artist» fokussiere ich mich auf massgeschneiderte Kreationen, die exklusiv und einzigartig sind. In meinem Atelier mit offener Werkstatt biete ich jede Woche wechselnde Editionen an, die limitiert und garantiert frisch sind.

Was inspirierte Sie dazu, riesige Schoko-Skulpturen zu erschaffen?

Schon während der Schulzeit fiel den Lehrpersonen mein Enthusiasmus für das Schokoladenskulpturieren auf. Es kam ins Rollen, als mich ein VIP-Kunde bat, eine originalgetreue Krone aus Schokolade zu erschaffen – als Geschenk für den König von Schweden, das ihm tatsächlich überreicht wurde. Dieses ist nebst dem Schwert dauerhaft in Brügges Schokoladenmuseum Choco-Story ausgestellt. Das Projekt machte die Runde, sodass die Kundschaft mit immer herausfordernderen Anfragen auf mich zukam. Keine davon lehnte ich ab, vielmehr wurde «Wenn es aus Schokolade gemacht ist, ist alles möglich» mein Motto, sodass meine Ergebnisse für Verblüffung sorgen.

Van Nueten bildete zur Feier des Olympiasiegers Van Avermaet ein Rennrad 1:1 nach. © zvg
Was hat Sie dazu bewegt, Kakaobauern verschiedener Länder zu besuchen?

Ich lege grössten Wert auf Nachhaltigkeit, Qualität und Herkunft, weshalb ich nur Cacao-Trace-Schokolade vom belgischen Hersteller Belcolade verwende. Es ist für mich sehr wichtig zu wissen, dass die Bauern fair bezahlt werden sowie über die notwendige Ausrüstung und Unterstützung verfügen, denn gute Schokolade beginnt mit den besten Kakaobohnen. Wenn die Bauern genauso leidenschaftlich und engagiert in ihrem Handwerk sind wie ich in meinem, kann man nichts falsch machen. Diese Erfahrungen machen mich demütig und halten einen auf dem Boden. Ich habe schnell realisiert, wie glücklich wir alle sind, dass wir uns nicht um Nahrung und andere grundlegende Bedürfnisse sorgen müssen.

Hand aufs Herz: Woher stammt die beste Schokolade?

Oh, ein heikles Thema … (lacht ) Ganz subjektiv betrachtet: Belgien. Der Grund dafür ist, dass es das erste Land war, das Kakao aus aller Welt miteinander mischte und «Blended Chocolate» erschuf, was sie qualitativ stabil und geschmacklich superlecker macht.

Van Nueten ist auch Botschafter von Cacao-Trace, dem Nachhaltigkeitsprogramm von Belcolade. © Daniela Dambach
Wann essen Sie eigentlich selbst Schokolade?

So gut wie den ganzen Tag, schliesslich muss ich Qualitätstests durchführen, um sicherzustellen, dass jede einzelne Zutat zu 100 % zufriedenstellend ist.

Wie erleben Sie die Weihnachtszeit, wenn alle verrückt nach Schokolade sind?

Oh, die verrückteste Zeit des Jahres! Weihnachten und Neujahr sind jeweils ein Riesenspass. Ich passe meine wöchentlichen Produkte auch an die Saison an, sodass es für die Kundschaft immer Neues und Frisches zu entdecken gibt. Ich bin dankbar für die Chance, meinen Traum zu leben und so viele Menschen mit meiner süssen Kunst zu inspirieren. Manchmal muss ich mich selbst kneifen, um zu glauben, dass es wirklich passiert.

www.vannueten-chocolates.com