Sie führen durch kühle Wälder und blühende Wiesen, an klaren Quellen und erfrischenden Bergseen vorbei und zu spektakulären Aussichtspunkten und rustikalen Almhütten: Wanderwege gibt’s auf Tirols Hochplateau mehr als genug, und sie alle laden zum tiefen Eintauchen in die Natur, zum entspannten Runterfahren und zum ausgiebigen Energietanken ein. Zur sonnenverwöhnten Destination auf rund 1200 Metern über Meer gehören schliesslich gleich drei Wandergebiete, die alle mit Artenvielfalt und Ruhe aufwarten und so ihre entschleunigende Wirkung entfalten. Die ursprünglichen Alpenlandschaften der verschiedenen Areale zeigen dabei einen ganz eigenen Charakter, sodass alle Wandernden eine passende Traumroute finden.

Unter dem Karwendel-Massiv

Klar, loslaufen kann man in der Region Seefeld auch ganz ohne Plan, und zwar direkt ab der Unterkunft in den fünf Orten Seefeld, Leutasch, Mösern, Reith und Scharnitz. Ein lohnenswertes Ziel ist aber sicher der Naturpark Karwendel: Mit einer Fläche von 739 Quadratkilometern ist er das grösste Tiroler Schutzgebiet und der grösste Naturpark Österreichs. Wer hier spaziert, trifft auf Urwälder und Wildflüsse, auf Steinadler und Frauenschuh, auf das ursprüngliche Karwendeltal mit seinen steilen Aufstiegen und auf die wildromantische Gleirschklamm im gleichnamigen Tal. Ganze 340 Quellen sprudeln zudem zu Füssen der Berge aus dem Boden, und 120 dieser Gipfel sind über 2000 Meter hoch – vor dieser Kulisse stellt sich unterwegs wie von selbst ein erhabenes Grundgefühl ein.

Zum Ursprung der Isar

Eine Naturpark-Wanderung mit besonders vielen reizvollen Details ist die Tour durch das fotogene Hinterautal zum Ursprung der Isar; dabei folgen Wandernde dem kristallklaren, blauen Wasser des Flusses stromaufwärts. Die leichte Tour beginnt beim Naturpark-Infozentrum Scharnitz und führt erst auf einem Forstweg zu einem Aussichtspunkt auf der Gleirschhöhe. Linker Hand erreicht man sodann auf einem kurzen Abstieg den Talgrund. Schliesslich sind die drei Quellen zu Füssen der eindrucksvollen Gipfel erreicht. Ein wunderschöner Rastplatz lädt hier zum Zurücklehnen und Geniessen, während vor einem das Wasser seine turbulente Reise Richtung Schwarzes Meer antritt. Nach dem Besuch der beschaulichen Isar-Wiege bietet sich noch ein Abstecher zur Kastenalm an – unter den prächtigen Ahornbäumen schmeckt eine Jause umso besser.

© Region Seefeld, Mathäus Gartner

Wildmoos – Auf verschlungenen Pfaden

Auch ein anderes Naturjuwel eignet sich bestens für achtsame Schritte in den Alpen: Wer die stille Schönheit des Tirols zu Fuss erkunden möchte, ist im Landschaftsschutzgebiet Wildmoos bestens aufgehoben. Die natürliche Hochebene zwischen Mösern, Seefeld und Leutasch strotzt nämlich nur so vor Kraftplätzen, geheimnisvollen Moorlandschaften und gemütlichen Almen mit Sonnenterrassen. Das Areal präsentiert sich eigentlich vom mystischen Morgennebel bis zum eindrücklichen Sonnenuntergang als eine einzige grosse Ruheoase. So können sich BesucherInnen zum Beispiel bei Mösern auch einfach zwischen uralten Bäumen an einen funkelnden Badesee setzen. Mit seinen Wäldern und Aussichtspunkten eignet sich das Gebiet aber eben auch für entspannte Wanderungen auf verschlungenen Pfaden, auf denen man nur selten anderen Menschen begegnet.

Unterwegs Richtung Brunschkopf

Als markanter Blickfang und Fixpunkt der Wildmoos-Region fungiert der Brunschkopf auf 1510 m ü. M., wo Gäste von einer Aussichtsplattform aus weit über Seefeld und die umliegenden Bergwelten samt Wettersteingebirge und Hoher Munde blicken können. Erreichen lässt sich der Brunschkopf zum Beispiel auf einer malerischen und mittelschweren Wanderung über die Wildmoosalm. Sie führt vom Leutascher Ortsteil Weidach erst Richtung Seefeld, dann an der Kreitalm vorbei und auf einem Waldweg ins Fludertal. Nach einer Stärkung auf dem offenen Wildmoos-Plateau nehmen Wandernde dann den Aufstieg zur Aussichtsplattform in Angriff. Für den Abstieg gibt es dann zahlreiche Alternativrouten, die ebenfalls mit viel Naturnähe punkten – kein Wunder, ist das Schutzgebiet Wildmoos auch für viele Einheimische einfach das «Lieblingsplatzl».

Gaistal – das Almenparadies

Als dritte Wanderregion auf Tirols Hochplateau spricht das Gaistal sämtliche Sinne an. Wie inspirierend diese Gegend ist, zeigt auch das Werk des Dichters Ludwig Ganghofer – der wohl berühmteste bayerische Schriftsteller verbrachte hier um die vorletzte Jahrhundertwende Jahrzehnte. «Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land» – dieses Zitat sagt eigentlich bereits alles über das Tal. Es reicht vom Ortsteil Klamm in Oberleutasch westwärts bis in die alpine Welt zwischen Mieminger Kette und Wettersteingebirge. Hier schlendern Erholungssuchende der Leutascher Ache entlang und über bunt gesprenkelte Wiesen, geniessen das spektakuläre Panorama und entdecken mit etwas Glück sogar Rehe, Gämsen und Hirsche. Zur unverwechselbaren Gebirgsnatur des herrlichen Hochtals gehören aber auch eine Vielfalt an Almen, auf denen sich eine Rast anbietet. Schliesslich verfügt kaum eine andere Region Österreichs über so viele Hütten mit sonnenverwöhnten Terrassen und raffinierter Gastronomie wie Seefeld.

Von Hütte zu Hütte

Eine gute Option im Gaistal ist die Hochalmen-Rundwanderung, die sich auch bequem in mehreren Teilstücken absolvieren lässt. Am schönsten ist die Tour mit Start in Leutasch, danach folgt ein Aufstieg durch das malerische Puittal auf die Gehrenspitze. Für eine anschliessende Einkehr oder Übernachtung bietet sich die Wangalm an, attraktiv ist jedoch auch die Wettersteinhütte auf 1717 m ü. M. mit ihrem berühmten Kaiserschmarrn. Am nächsten Tag geht es dann über den Scharnitzsattel und den Südwandsteig zur Rotmoosalm – die selbstgemachten Knödel der GastgeberInnen sind ebenfalls weit über die Grenzen des Tirols hinaus bekannt. Hier kann man urig übernachten, wer noch Kraftreserven hat, kann aber auch gleich über das «Steinerne Hüttl» zur Tillfussalm und Gaistalalm absteigen. Wer danach die müden Beine kühlen möchte, findet direkt beim Eingang des Gaistals eine wohltuende Kneippanlage – ein ebenso regenerierender wie erfrischender Abschluss eines Wandertags in der Region Seefeld.