An den Atlantik ist es nur einen Katzensprung, die Weinberge mit dem Muscadet und das Loire-Tal liegen ebenfalls in unmittelbarer Nähe: Besser könnte Nantes nicht liegen. Früher war sie die Stadt der Herzöge der Bretagne, zeitweilig auch die Hauptstadt der historischen Bretagne. 1941 aber wurde sie mit dem Département Loire-Atlantique von dieser abgespalten und ist deshalb nicht Teil der modernen Verwaltungsregion Bretagne.

Die grüne Linie

Heute präsentiert sich Nantes als attraktives Ferienziel – und zwar das ganze Jahr über. Seit elf Jahren wird die Stadt von Juli bis Anfang September mit dem Event «Voyage à Nantes» zum grossen Kunst- und Kulturplatz: Kunstschaffende, ArchitektInnen, DesignerInnen und GärtnerInnen beleben die Stadt. Nach der Sommerveranstaltung bleiben jeweils einige Kunstwerke im öffentlichen Raum zurück; unterdessen sind es bereits knapp 130. Die «grüne Linie» leitet BesucherInnen durch die Stadt; wer ihr folgt, entdeckt die Kunstwerke auch an versteckten Orten der Stadt. Und entlang der Loire baut der Dauerkunstparcours Estuaire von Nantes bis Saint-Nazaire ein Museum mit 33 Kunstwerken auf 60 Kilometern Länge auf. Der Parcours kann zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Auto entdeckt werden.

Façades chromatiques von Alexandre Benjamin Navet. © M. Argyroglo

Die lebenden Maschinen

Die Loire war lange eine wichtige Lebensader der Stadt, samt Werft. Als der Schiffbau eingestellt wurde, litt die Stadt. Doch heute beleben die «Machines de l’Île» die früheren Werftgebäude. Die riesigen Maschinen entspringen der Fantasie von zwei Künstlern – François Delarozière et Pierre Orefice – und greifen Ideen von Jules Verne, Leonardo da Vinci und aus der industriellen Geschichte von Nantes auf.

Seit fünfzehn Jahren ist der Grosse Elefant die Attraktion der Uferwege an der Loire: Das zwölf Meter hohe Tier aus Stahl führt dort bis zu 52 Personen spazieren. Immer wieder stossen neue Maschinen dazu. Unweit der Halle mit den grossen Maschinen befindet sich das thematisch verwandte Meeresweltenkarussell, das dreistöckige Carrousel des Mondes Marins.

Beim Château des ducs de Bretagne. © P. Piron

Das Museum im Schloss

Bereits viel älter ist das Schloss der Herzöge der Bretagne: Es ist ein Symbol der Geschichte der Bretagne. Fast tausend Jahre existierte der gleichnamige Staat. Die Herzöge machten Nantes zur Hauptstadt und errichteten im mittelalterlichen Viertel ein einzigartiges Bauwerk: Das Äussere des Schlosses ist eine Festung, die Innenräume sind im Renaissancestil eingerichtet. Vor Ort bietet sich beispielweise ein Rundgang entlang der mächtigen Wehrmauern an, wobei das Auge weit über die Stadt schweifen kann. Heute beherbergt das Schloss zudem das historische Museum von Nantes. Zur Ausstellung gehören 1150 Objekte, welche die Geschichte von sechs Jahrhunderten beleuchten. Dabei werden auch Themen wie der lokale Hafen, die Industrie der Region oder die Rolle der Region im Ersten und Zweiten Weltkrieg aufgegriffen. Bis zum 5. Mai ist ausserdem eine Sonderausstellung dem mongolischen Eroberer Dschingis Khan gewidmet.

Die Küche

Nebst Geschichte und Kunst bietet Nantes auch eine attraktive Küche. In der Hafenstadt kamen die unterschiedlichsten Einflüsse zusammen. Der Führer «Les tables de Nantes» nennt 174 Restaurants, die mit grosser Kreativität lokale und saisonale Produkte in den Vordergrund stellen. Dazu zählt etwa das «Agave» im Stadtzentrum: Im mit viel Holz und Blautönen gehaltenen Betrieb wirbelt der junge Küchenchef Oscar Becerril. Dabei schafft er den kulinarischen Spagat zwischen der französischen Gastronomie und dem Erbe seiner Heimat Mexiko. Die Angebote auf der Speisekarte reichen entsprechend vom Wolfsbarsch-Ceviche mit lateinamerikanischen Gewürzen bis zum Dessert mit weisser Schokolade und Himbeeren. Oder wie wäre es mit einem Besuch im L’Abélia? Das über 120-jährigen Bürgerhaus punktet mit kleinen Salons, einer schönen Aussenterrasse und seinem Carpaccio von Jakobsmuscheln.

Muscadet aus der Rebsorte Melon de Bourgogne. © Shutterstock

Der Wein

Zum feinen Mahl gehört unbedingt ein Gläschen Muscadet. Der Wein wird aus Melon de Bourgogne hergestellt – aus einer Rebsorte, die es sonst nirgends gibt. Wer mehr über die burgundische Weissweinsorte erfahren will, macht sich auf zu einer Reise durch das Weinanbaugebiet: Eine 100 Kilometer lange touristische Tour bringt Interessierte zu den richtigen Adressen. Oft sind die WinzerInnen in den Rebbergen persönlich anzutreffen – mit Voranmeldung steht einer Degustation also nichts im Wege.

www.levoyageanantes.fr