In der Nähe von Bozen, idyllisch auf einer Anhöhe, liegt das Dörfchen St. Pauls/Eppan. Seine besondere Schönheit und Bekanntheit verdankt das Südtiroler Bijou den zahlreichen historischen Bauten mit dem markanten spätgotischen «Dom auf dem Lande». Von hier oben bietet sich eine fantastische Aussicht auf Rebberge und Apfelplantagen. Etwas ausserhalb des Ortes ist das innovative Startup Profarms zu Hause. Es erobert mit seiner Indoor-Kresse, «Microgreens» genannt, gerade die Welt der Spitzengastronomie. Die kleinen bunten Pflänzchen sind sehr gesund, bringen Farbe auf die Teller und überzeugen als wahre Geschmacksbomben.

Das Geheimnis hinter den Pflänzchen

Die «Microgreens» werden auf dem paradiesischen Leitnhof der Familie Kager produziert. Ulrich, einer der Kager-Söhne, ist Mitgründer von Profarms. Hier oben gibt’s Wein- und Apfelanbau, Gemüse- und Kräutergärten, einen Hühnerstall und einige Wohnungen für Ferien auf dem Bauernhof. Und eben die vertikalen Pflanzenbeete, die in der ehemaligen Garage angesät und computergesteuert gezogen werden. Seit rund vier Jahren setzt das dynamische Gründerduo Ulrich Kager und Patrick Sanin seine grosse Idee mit den kleinen Pflänzchen erfolgreich um. Ulrich ist Landwirt, Patrick Maschinenbauingenieur. Dieses Know how schafft ideale Voraussetzungen, um ressourcenschonende Landwirtschaft mit moderner Technologie zu verbinden. Doch was genau steckt hinter dem Geheimnis von Profarms, wie funktioniert die Indoor Vertical Farm? Ein Besuch vor Ort schafft Klarheit. Ulrich Kager, der CEO von Profarms, empfängt am Firmensitz. Auf dem Rundgang durch die Produktionsanlage schildert der sympathische Schnellsprecher im Interview eindrücklich, wie aus den Samen die begehrten Kresse-Sorten entstehen.

In der selbstgebauten Container-Anlage gedeihen die «Microgreens». © Profarms
Ulrich Kager, welche Sorten der magischen Kräuter sind die beliebtesten?

In der Südtiroler Spitzen-Gastronomie ist die Erbse für spezielle Gerichte sehr gefragt. Auch die blaublättrige Kapuzinerkresse, der Blutampfer und Koriander laufen in unserer Region sehr gut. Die Schweizer Gastronomen bestellen bei ihren lokalen Partnern meist einen Mix aus verschiedenen Sorten.

Können Sie die Anbauschritte erklären?

Alles beginnt mit den Bio-Samen, die auf biologisch produziertes Schafwoll- oder Hanfsubstrat gestreut und nach genauen Vorgaben eingewässert werden. Danach kommt das Substrat in die Regale des abgeschlossenen Keim-Containers mit konstanter Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit. Eine eigens entwickelte Software steuert alle Prozesse. Nach wenigen Tagen beginnen die Samen zu keimen. Jede der Kresse-Sorten bekommt individuell eingestelltes LED-Licht und exakt so viel frisches Wasser, wie sie braucht. Unter diesen Bedingungen können sich der sortentypische Geschmack, die charakteristischen Formen und Farben optimal entwickeln.

Welche Vorteile hat die nachhaltige Anbaumethode?

Die verschiedenen Kresse-Sorten wachsen und gedeihen in Containern auf langen Gestellreihen. Die Indoor-Anlage – von uns konzipiert und gebaut – braucht wenig Platz und schont auf diese Weise wertvolle landwirtschaftliche Anbaufläche. Unsere Produkte bieten bis zu 30 Prozent mehr gesunde Inhaltsstoffe und sind geschmacksintensiver als herkömmliche Kresse. Zudem sparen wir 90 Prozent Wasser gegenüber herkömmlichen Anbaumethoden, können das ganze Jahr unter gleichbleibenden Bedingungen produzieren und eine konstant hohe Qualität liefern.

Das Wachstum braucht rund acht Tage. Wie kommen die fertigen «Microgreens» zu den Gastronomiebetrieben, wie lange bleiben die Pflänzchen frisch?

Nach den Wachstumsphasen in den separaten Keim- und Wachstumscontainern lagern wir die fertigen Produkte in einer Kühlzelle, bis sie von Händlern an die Gastronomiebetriebe ausgeliefert werden. Die Pflänzchen sind gekühlt rund drei Wochen ab Werk haltbar.

© Profarms

Über Profarms

Das 2021 gegründete Südtiroler Start-up hat sich auf die nachhaltige Produktion von «Microgreens» mittels «Vertical Farming» spezialisiert. Im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft verbraucht dieses System bis zu 90 % weniger Wasser und kommt ohne chemische Pflanzenschutzmittel aus. Zwei Schweizer Profarms-Partner produzieren die «Microgreens» mittlerweile auf ihren eigenen Betrieben: Der erste liegt in Zünikon (ZH), der zweite wird seit November 2024 in Neuhof Muri (AG) von den Gebrüdern Florian, Manuel und Timon Staubli geführt. www.profarms.bio