Kairo, die Hauptstadt von Ägypten, schmückt sich zu Recht mit Superlativen: Sie ist nicht nur die grösste Stadt des afrikanischen Kontinents und des arabischen Raums mit geschätzten 23 Millionen Einwohnern, sondern blickt auch auf eine rund 5000 Jahre Stadtgeschichte zurück. Die Altstadt zählt mit ihrem Ensemble islamischer Baukunst zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihre Kuppeln und Minarette kontrastieren mit zerfallenden antiken Wohnhäusern und modernen Hochhaussiedlungen.

Wer El-Qâhira – «die Unbezwingbare» – zum ersten Mal besucht, ist überwältigt ob all der Eindrücke. Ein im wörtlichen Sinn atemberaubender Verkehr lässt die Stadt nie zur Ruhe kommen. Tausende von Autos, deren Hupen allgegenwärtig ist, konkurrieren mit Eselskarren, Bussen und Luxuskarossen. Inmitten dieses Trubels gibt es Oasen der Ruhe, Parks, einen botanischen Garten und viele interessante Museen. Ein «Must» ist das Ägyptische Museum am Tahrir-Platz. Es ist das weltweit grösste Museum für altägyptische Kunst. Zu sehen sind prähistorische, ägyptische und griechisch-römische Altertümer. Die wunderschönen Fundstücke variieren stark in ihren Grössen: Das einzige Abbild des Pharaos Cheops, eine kleine Steinfigur, ist nur gerade 7,5 Zentimeter gross; die Kolossalstatuen von Amenhotep III. aus Theben-West in der Eingangshalle hingegen ragen stolze sieben Meter in die Höhe.

Das Ägyptische Museum am Tahrir-Platz in Kairo. © Marc Benedetti

Aus einem Museum werden drei

Das schöne Museumsgebäude von 1902 war schon lange viel zu klein für die gigantische Sammlung. Zwei weitere Museen wurden deshalb realisiert – aus einem Museum sind drei geworden. Das Ägyptische Museum bleibt jedoch eine Topattraktion, künftig werden dort weitere, bisher unbekannte Schätze aus den Magazinen zu sehen sein. Die Königsmumien – allen voran diejenige von Langzeitherrscher Ramses II. und Königin Hatschepsut – sind bereits umgezogen und im 2021 eingeweihten «National Museum of Egyptian Civilization» zu bestaunen.

Die Eröffnung des «Grand Egyptian Museum» (GEM), dessen Bau 2012 begann, wurde schon verschiedene Male verschoben. 2024 sei realistisch, heisst es offiziell. Der wunderschöne, moderne Bau der Firma «Orascom Construction» der Familie Sawiris liegt unweit der Pyramiden in Giseh und kann von aussen vorbesichtigt werden. Das Museum wird rund 100’000 Artefakte beherbergen, darunter den berühmten Schatz von Tutanchamun. Im Komplex gibt es ferner ein Kindermuseum, Film-Vorführungsräume, Läden, Konferenzräume und Restaurants.

Stadt der 1000 Minarette

Eine weitere, nicht zu missende Attraktion ist die Zitadelle im Osten Kairos. Vom Bollwerk, mit dessen Bau im Jahre 1176 begonnen wurde, geniesst man einen tollen Panoramablick auf die Stadt. Bei klarem Himmel sieht man in der Ferne die Pyramiden. Sehenswert ist hier die Mohamed-Ali-Moschee, auch Alabastermoschee genannt, ein Wahrzeichen der Stadt. Unweit der Zitadelle liegt die Sultan-Hassan-Moschee aus dem 14. Jahrhundert, wohl das bedeutendste Zeugnis ägyptisch-arabischer Baukunst.

Eine der Kirchen im Koptischen Viertel. © Marc Benedetti

Neben der islamischen gibt es in Kairo eine lebendige christliche Kultur: Rund zwanzig Prozent der Ägypter sind Christen. Das koptische Viertel mit seinen uralten Kirchen ist einen Besuch wert. Die Heilige Familie soll auf ihrer Flucht nach Ägypten hier gelebt haben. Es gibt dort auch eine sehenswerte Synagoge: Die Ben-Ezra-Synagoge ist heute ein Museum für jüdische Kultur und beherbergt rund 200’000 historische Manuskripte. An diesem Ort soll übrigens Moses als Baby aufgefunden worden sein.

Basar in der Altstadt

Wem nach so viel Kultur der Sinn nach «Shopping» steht, die oder der kann den Basar Khan El Khalili in der Altstadt besichtigen und dort in die orientalische Sinneswelt der Düfte, Farben und Klänge eintauchen. Der westlich der Saiyidna-el-Husain-Moschee gelegene Markt gilt als der grösste Afrikas. Zum Einkehren empfohlen sei das Khan Khalili Restaurant im traditionellen Stil. Es teilt sich die Räumlichkeiten mit dem Nagib-Machfus-Café. Dort trinkt man türkischen Kaffee oder einen Tee unter Fotos des 2006 gestorbenen ägyptischen Literaturnobelpreisträgers Nagib Machfus. Er beschrieb in Romanen das alte Kairo.

Der Basar Khan El Khalili in der Altstadt Kairos, Ägypten.
Ein besonderes Erlebnis: Der Basar Khan El Khalili in der Altstadt Kairos. © Marc Benedetti

Antikes Weltwunder

Das einzige antike Weltwunder, das heute noch existiert, sind die Pyramiden in Giseh. Wer auf Anfahrt von Kairo in den Vorort zwischen den neuzeitlichen Häusern hindurch die gigantischen Monumente des Totenkults für die mächtigen Pharaos erblickt, erschauert vor Demut. Die rund 5000 Jahre alten Pyramiden für Cheops, Chephren und Mykerinos sind eine der meistbesuchten touristischen Attraktionen der Welt, und der Rummel dort ist entsprechend gross.

Um die Geschichte der Bauwerke in Giseh zu verstehen, sei empfohlen, zuerst die antike Totenstadt Sakkara zu besuchen, wo es wesentlich ruhiger zu und her zugeht. Sakkara liegt zirka 17 Kilometer entfernt von Giseh entfernt. In Sakkara befindet sich der Vorläufer der Pyramiden, die Stufenpyramide des Djoser. Sie gilt als ältester monumentaler Steinbau auf ägyptischem Boden und wurde in der dritten Dynastie (2720 bis 2700 v. Chr.) erbaut. Es gibt ein kleines Museum. Sehenswert sind auch die Beamtengräber, sie sind mit wunderschönen Reliefs geschmückt, welche Szenen aus dem bäuerlichen Alltag und Tiere zeigen.

Die Stufenpyramide in Sakkara gilt als ältester monumentaler Steinbau in Ägypten.
Die Stufenpyramide in Sakkara gilt als ältester monumentaler Steinbau in Ägypten. © Marc Benedetti

Grösstes Freiluftmuseum der Welt

Per Flugzeug, Eisenbahn oder Auto gelangt man von Kairo in die Stadt Luxor in Oberägypten. Ihr Besuch gehört zu jeder Kulturreise dazu. Luxors riesige Tempelanlagen gehörten einst zur alten ägyptischen Hauptstadt Theben. Die aufgeräumte grüne Stadt am Nil ist von jeher ein Zentrum des Ägyptentourismus mit einer unglaublichen Anzahl an Baudenkmälern. Manche wurden unter Sandmassen wieder entdeckt, wie beispielsweise eine Allee – 650 Sphinx-Statuen mit Widder- oder Menschenköpfen – auf der man seit 2021 zu Fuss vom Karnak- zum Luxor-Tempel spazieren kann. Für die Freilegung mussten viele Wohnhäuser abgerissen werden.

Sehenswert ist der Luxor-Tempel, welcher der Gottheit Amun, dessen Gattin Mut und deren Sohn Chons geweiht war. Der Pharao Ramses II. liess sich dort mit riesigen Statuen verewigen. Aber auch die Römer haben ihre Spuren hinterlassen.

Im benachbarten Karnak-Tempel sind die bemalten Säulen sehenswert, welche in der Verfilmung des Agatha-Christie-Klassikers «Der Tod am Nil» eine wichtige Rolle spielen. Ursprünglich zierten zwei Obelisken diesen Tempel. Einer steht noch in Luxor, der andere auf dem Place de la Concorde in Paris.

Der Karnak-Tempel in Luxor, Ägypten
Der Karnak-Tempel in Luxor ist ein Highlight jeder Ägyptenreise. © Marc Benedetti

Tal der Könige

Westlich des Nils liegt das Tal der Könige, wo sich die entdeckten Pharaonengräber befinden. Darunter das Grab des jugendlichen Königs Tutanchamun. Seine Regentschaft war eher eine Fussnote in der altägyptischen Geschichte. Die Entdeckung seines Grabs durch Howard Carter 1922 war jedoch eine Weltsensation, weil es nicht geplündert worden war und unzählige wertvolle Objekte enthielt. Im Tal der Könige taucht man vollends ein in die Welt der alten Ägypter und deren faszinierende Götterwelt und bestaunt mehrere Tausende Jahre alte Malereien, deren Schönheit die Menschen seit jeher ins uralte Land am Nil locken und faszinieren.

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