Auf Citytour in Oberfranken
Die Region im Nordosten Bayerns ist ein Geheimtipp, hat aber alles zu bieten, was ein inspirierender Kurztrip braucht: Romantische Städtchen, urchige Gasthäuser – und dann ist da natürlich noch das Bier.

Die Region im Nordosten Bayerns ist ein Geheimtipp, hat aber alles zu bieten, was ein inspirierender Kurztrip braucht: Romantische Städtchen, urchige Gasthäuser – und dann ist da natürlich noch das Bier.
Für Besucher in Bamberg stellt sich eine Frage. Mit was soll man beginnen: Kultur, Stadtbummel oder doch gleich mit Bambergs Bier- und Genusskultur? Am besten alles auf einmal! Bamberg gilt als die Bierhauptstadt der Welt. Im gesamten Verwaltungsbezirk sind es mehr als 200 Brauereien. Statistiken zeigen: Oberfranken hat mit Abstand die höchste Brauereidichte des Planeten – der perfekte Ort also, um in die bayerische Gasthaus- und Biergarten-Gemütlichkeit einzutauchen.
Am besten gelingt das auf der selbstgeführten Bierschmecker-Tour. Ausgestattet mit einem Bierkrug, den man als Souvenir behalten darf, und einem Begleitheftchen geht’s es daran, die Bamberger Brauereien zu entdecken. Von deren gibt es im Stadtzentrum ganze acht Stück. Vier «Seidla», also ein halber Liter Bier, sind inbegriffen. Von der Touristen-Information, wo man die «Ausrüstung» für die Biertour erhält, geht es zum bekanntesten «Instagram- Spot» der Stadt: zum alten Rathaus, das fotogen auf einer künstlichen Insel über dem Fluss Regnitz thront. Linker Hand liegt der älteste Teil Bambergers, die sogenannte Bischofsstadt. Vorbei geht es an Fachwerkhäusern, die aus einem Filmset stammen könnten und perfekt erhalten sind. Mit seinen Gebäuden aus dem Mittelalter bis zum Barock gilt Bamberg als eine der schönsten Städte Deutschlands und wurde konsequenterweise zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Massgeblich zur UNESCO-Auszeichnung beigetragen hat zudem der Kaiserdom St. Peter und St. Georg aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Der Bau, der Elemente der Spätromanik und Frühgotik enthält, ist noch fast in seinem Urzustand erhalten. Kunsthistorisch von besonderer Bedeutung ist der Bamberger Reiter aus dem Jahr 1230, die älteste Reiterfigur des Mittelalters. Manch ein Wissenschaftler behauptet gar, die Skulptur sei das erste Reiterstandbild seit der Antike. Neben dem Dom befindet sich ein weiteres Highlight Bambergs: die barocke Neue Residenz. Deren Bombast und Prunk ist Zeichen für die grosse Macht der Bamberger Fürstbischöfe. Es war übrigens hier, wo Napoleon am 6. Oktober 1806 die Kriegserklärung an Preussen unterzeichnete.
Mittlerweile ist es Zeit für das erste Bier und ein «Zmittag». Am Fusse des Doms befindet sich die Brauerei Schlenkerla, die an jener Stelle mindestens seit dem Jahr 1405 Bier braut. Die Spezialität ist das «Ächt Schlenkerla Rauchbier», das traditionell aus einem Eichenfass gezapft wird. Der rauchige Geschmack, der ehrlich gesagt etwas an flüssigen
Schinken erinnert, ist gewöhnungsbedürftig. Probieren sollte man das berühmteste Bier Bambergs dennoch. Dazu passt die Spezialität des Hauses, die ebenso währschaft ist wie das Bier: Die Bamberger Zwiebel, eine mit Schweinehackfleisch gefüllte Zwiebel an Rauchbiersosse.
Jene Zwiebel stammt aus Bambergs berühmter Gärtnerstadt – hier findet man die grösste Konzentration von Gemüsegärten innerhalb einer Stadt in Deutschland. Hinter eingeschossigen, einfachen Arbeiterhäusern erstrecken sich langgezogene Beete. Vom Aussichtspunkt «Schiefer Turm» hat man einen tollen Überblick über die gesamte Anlage. Wer noch mehr über die Geschichte der Gärtnerstadt erfahren möchte, die bis ins Mittelalter zurückgeht, findet im Gärtner- und Häckermuseum Bamberg viel Wissenswertes zum «Gärtner in der Innenstadt».
Nicht weit davon befindet sich übrigens die Brauerei Fässla mit urchigem Gasthaus. Ist es nicht Zeit für ein zweites Bier? Oder bald für gar ein drittes (natürlich gibt’s das Bier auch in alkoholfreier Form)?
Etwa eine Zugstunde von Bamberg entfernt liegt das zweite Städtehighlight Oberfrankens: Bayreuth. Hier befindet sich das markgräfliche Opernhaus, das schönste und vielleicht eigenartigste Opernhaus Europas aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (erbaut 1744–1750). Schon der erste Eindruck ist atemberaubend: Die Fresken, die Stuckarbeiten, die Figuren, die marmornen Säulen erschlagen den Betrachter mit ihrer Opulenz. Doch bei genauem Hinsehen erkennt man: Es ist alles Fassade, Saal und Bühne sind komplett aus Holz gearbeitet. Was als dreidimensionale Wände daherkommt, sind in Wirklichkeit nur bemalte Holzbretter. Die Decke, die wie ein italienisches Fresko erscheint, ist schlussendlich nur getünchte Leinwand. Dass man damals mit allerhand Tricks den Anschein eines opulenten Opernhauses erzeugen und so vertuschen wollte, dass man sich in der Provinz nicht besseres leisten konnte, macht den besonderen Charme dieses UNESCO-Welterbes aus. Nicht verpassen sollte man das dazugehörige Museum, welches Einblick in die Entstehungsgeschichte und die Aufführungspraxis barocker Opern vermittelt.
Markgräfin Wilhelmine, welche das Opernhaus erbauen liess, hat das barocke Gesicht Bayreuths massgeblich gestaltet. Unter anderem hat sie eine der schönsten Parkanlagen Bayerns erschaffen: die Eremitage. Aus einem Waldstück mit kleinem Schlösschen formte sie eine barocke Parkanlage, inklusive Wasserspiele, künstlicher Ruinen und Grotten. Der Park wird dominiert vom halbrunden Neuen Schloss mit einer Fassade aus Steinen, Kristallen und Glasscherben. Interessanter ist allerdings das intimere Alte Schloss, das von der damaligen «High Society» dazu genutzt wurde, das einfache Leben eines Eremiten nachzuspielen. Geschlafen wurde dazu in rustikalen Zellen und man ass nur einfache Kost. Das Alte Schloss besitzt zudem einige Repräsentationsräume, darunter das japanische Kabinett mit asiatisch inspirierten Malereien. Bei der Restaurierung hat ein Konservator einen Mini-Hubschrauber auf eine der Holzpaneele gemalt. Wer entdeckt ihn?
In Bayreuth führt kein Weg an dem Komponisten Richard Wagner (1813–1883) vorbei, der das Provinzstädtchen auf die Landkarte wichtiger Musikdestinationen setzte. Nach mehreren Lebensstationen, unter anderem in Paris und Zürich, fand Wagner endlich den Ort, wo der Traum eines eigenen Festspielhauses für seine Opern Wirklichkeit werden konnte. Am Schlosspark liegt Wagners ehemaliges Wohnhaus, die Villa Wahnfried, in dessen Garten sich auch das Grabmal des Komponisten befindet. In den Räumen und in einem Neubau ist unter anderem das Richard-Wagner-Museum eingezogen. Ein Abschnitt der Schau beschäftigt sich ausführlich mit dem Antisemitismus Wagners und der Bewunderung Hitlers für dessen Schaffen – Richard Wagner hat durch seine Kompositionen die nachfolgende Musikwelt zwar massgeblich beeinflusst, und sein Werk gilt als ein Meilenstein der Kunstgeschichte. Gleichzeitig steht der Komponist wegen seiner Weltanschauung in der Kritik.
Ein Besuch von Wagners Festspielhaus ist jedenfalls ein Muss. Hier werden seit 1876 jedes Jahr im Juli und August für vier Wochen die Wagner Festspiele veranstaltet. Das Konzerthaus auf dem sogenannten Grünen Hügel wurde nach Wagners Vorstellungen komplett aus Holz gebaut und bietet eine besondere Akustik, die perfekt zu seiner mächtigen Musik passt. Bei einer Führung lernt man die Geheimnisse des besonderen Klanges kennen und besucht auch den Orchestergraben.
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