Nicole Pfammatter, Sie sind seit rund dreieinhalb Jahren CEO von Hotelplan Suisse. Wie hat sich Ihr Aufgabengebiet in dieser Zeit verändert?

Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung. Wir setzen heute gezielt neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) ein, um Prozesse effizienter zu gestalten, Innovationen zu fördern und unsere Time-to-Market zu verkürzen. Dabei bleibt für uns klar: Der Mensch steht immer im Zentrum. KI hilft uns beispielsweise, das Fachwissen unserer Reiseexpertinnen und -experten intern breit zugänglich zu machen und dadurch die Beratungsqualität weiter zu erhöhen.

Auch das Thema Nachhaltigkeit hat stark an Bedeutung gewonnen. Es ist heute fest in unserer Unternehmensstrategie verankert und bildet das Herzstück vieler Initiativen. Beispielsweise bieten wir über unsere Marken travelhouse und tourisme pour tous speziell nachhaltigere Reisen an und machen den CO₂-Fussabdruck einzelner Reisen transparent.

Ebenfalls ist die Nachwuchsförderung angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wichtiger geworden. Deshalb engagieren wir uns sehr aktiv – ab diesem Sommer bilden wir 68 Lernende bei Hotelplan Suisse aus, um gezielt in die Zukunft der Branche zu investieren.

Favorit für Herbstreisen: japanische Destinationen wie Kyoto. © stock.adobe.com

Sie kennen weite Teile der Welt: Wohin würden Sie jederzeit wieder reisen?

Ich würde jederzeit wieder in die Mongolei reisen. Die Weite, die Natur und die Herzlichkeit der Menschen haben mich tief beeindruckt. Und Griechenland geht für mich immer: die Kombination aus Geschichte, Kulinarik und Lebensgefühl ist einfach einzigartig. Grundsätzlich zieht es mich aber an jeden Ort der Welt gerne wieder zurück. Denn ich entdecke immer wieder Neues, das mich inspiriert – sei es durch Begegnungen mit Menschen, kulturelle Eindrücke, Sehenswürdigkeiten oder besondere Erlebnisse.

Welche Destinationen stehen noch ganz oben auf Ihrer Wunschliste?

Ich habe bereits verschiedene Länder Afrikas bereist, darunter Kenia, Tansania, Lesotho, Tunesien, Marokko und Simbabwe. Doch der Kontinent hat noch unzählige Facetten, die ich entdecken möchte. Ganz oben auf meiner Wunschliste stehen Botswana und der Senegal. Botswana beeindruckt mich mit seiner Tierwelt und den weiten, nahezu unberührten Landschaften. Senegal fasziniert mich vor allem kulturell – gerade Dakar mit ihrer lebendigen Atmosphäre und kreativen Szene.

Welches Buchungsverhalten beobachten Sie derzeit in der Schweiz, auch in Bezug auf Last-minute-Sommerangebote und den Herbst?

Aktuell zeigt sich der Sommer in der Schweiz von seiner besten Seite, was die kurzfristige Reiselust zumindest etwas bremst. Auffällig in den letzten zehn Tagen ist aber eine hohe Nachfrage nach Zielen mit Eigenanreise wie Frankreich und der Schweiz, besonders bei preisbewussten Reisenden. Gleichzeitig erleben Trenddestinationen wie Albanien und Montenegro einen deutlichen Aufschwung. Auch Kos und Kreta sind sehr gefragt – nicht zuletzt, weil wir dank eigener Charterplätze attraktive Konditionen bieten.

«Griechenland geht immer»: die malerische Insel Skopelos. © stock.adobe.com

Welche Rolle spielt die Preissensibilität? Oftmals ist von einem Luxus-Boom die Rede …

Gerade bei Familien und im unteren Preissegment spüren wir eine gewisse Preissensibilität. Und doch: Der Wunsch nach besonderen Erlebnissen war selten so gross wie  heute. Viele Menschen sehen Ferien als die Zeit im Jahr, in der man sich inspirieren lassen und Erinnerungen fürs Leben schaffen möchte – beispielsweise bei einer Nacht im Glamping-Zelt mitten in der Wüste, einem Gorilla-Trekking in Uganda oder beim Fliegenfischen am Yukon. Es geht weniger um Luxus im klassischen Sinn, sondern um das Aussergewöhnliche.

Wie schätzen Sie die Preisentwicklung für die kommenden Monaten ein?

Wer flexibel ist, findet immer ein gutes Angebot – ob im Mittelmeerraum, in den USA, wo derzeit besonders günstige Optionen verfügbar sind, oder auf Kreuzfahrten mit gut kalkulierbaren Kosten. Auch bei Reisedaten und Abflugorten zahlt sich Flexibilität aus. Wir sichern zudem frühzeitig Charterplätze und Unterkünfte und verhandeln regelmässig nach, damit unsere Kundschaft bei den beliebtesten Zielen immer von attraktiven Angeboten profitieren kann.

Welche Destinationen liegen für den Sommer im Trend? Zeichnet sich bereits ein solcher für den Herbst ab?

Auch im Sommer 2025 waren klassische Badeziele wie Spanien und Griechenland sehr gefragt. Erstmals zählt auch Tunesien zu den Top 5 – besonders das Festland erfreut sich grosser Beliebtheit. Bei individuellen Reisen mit travelhouse und tourisme pour tous liegt Nordamerika vorne – etwa für Roadtrips entlang der US-Westküste oder Naturerlebnisse in Kanada. Zudem nimmt das Interesse an nördlichen Destinationen wie Schweden und Norwegen dank milder Temperaturen, abwechslungsreicher Natur und kultureller Vielfalt weiter zu. Für den Herbst sehen wir, dass viele wieder vermehrt auf Eigenanreise setzen, etwa in die Schweiz oder nach Österreich. Der Mittelmeerraum ist auch im Herbst beliebt, auf der Fernstrecke liegen Mauritius und die Malediven im Trend. Im Bereich Individualreisen sind Marokko und der Oman klare Herbstfavoriten – und Japan schwingt ununterbrochen oben auf.

Naturvielfalt: Das Interesse an nordischen Reisezielen wie Schweden wächst. © stock.adobe.com

Welche Art von Reisen ist top – und wie begegnen Sie diesen Bedürfnissen mit entsprechenden Angeboten?

Von der einmaligen Traumreise über Mehrgenerationenferien im Strandresort bis hin zum Städtetrip oder einem Wochenende im Erlebnispark – die Wünsche unserer Kundinnen und Kunden sind sehr vielfältig. Genau deshalb ist die persönliche Beratung in unseren 80 Filialen so wichtig, um individuelle Reiseträume gezielt und passgenau zu erfüllen.

Wir stellen auch fest, dass viele Alleinreisende unvergessliche Erlebnisse suchen, dabei aber bewusst in der Gruppe unterwegs sind. So können sie sich ganz auf das Reiseerlebnis einlassen, ohne sich um Organisation oder Details kümmern zu müssen. Für dieses Bedürfnis bieten wir spezielle Gruppenreisen an – zum Beispiel im Winter nach Finnisch-Lappland.

Wie steht es um die Reisedestination USA – inwiefern spüren Sie einen Rückgang der Buchungen? Und rühren Sie nun «Werbetrommel» stärker?

Die USA zählt auch diesen Sommer zu den beliebtesten Reisezielen der Schweizerinnen und Schweizer. In den letzten Monaten stellen wir jedoch einen gewissen Rückgang der Nachfrage fest. Hauptgrund für die Zurückhaltung dürften die gestiegenen Preise für Landleistungen sein. Zahlreiche Airlines und auch Unterkünfte haben nun mit attraktiven Angeboten reagiert. Naturerlebnisse liegen zudem weiterhin im Trend – und dafür bleibt die USA ein Top-Ziel. Spezialangebote und der vorteilhafte Wechselkurs könnten das Interesse wieder ankurbeln.

Ganz oben auf Pfammatters Wunschliste: Die Tierwelt von Botswana. © stock.adobe.com

Das Schlagwort «Massentourismus» ist in aller Munde. Inwiefern gibt es noch Möglichkeiten für Feriengäste, diesem zu «entkommen»?

Es gibt viele Möglichkeiten, auch weniger bekannte Regionen in Ländern zu entdecken, die zu den beliebtesten Destinationen der Schweizerinnen und Schweizer gehören. Mallorca zum Beispiel: Warum nicht einmal die Schönheit der Nordwestküste erkunden, fernab des Trubels bekannter Strände? Dieses Thema ist ein wichtiger Teil unserer Beratung. Durch den engen Austausch mit unseren Partnern vor Ort sind wir stets über die aktuelle Situation informiert. Unsere Mitarbeitenden nehmen regelmässig an Schulungen und Studien reisen teil, kennen die Destinationen aus eigener Erfahrung und können daher auch echte Geheimtipps weitergeben.

Fliegen ist in der Tat ein viel diskutiertes Thema. Inwiefern merken Sie, dass Gäste vermehrt alternative Reisewege suchen?

Wir arbeiten laufend daran, nachhaltigere Reiseoptionen zu ermöglichen. Seit 2023 setzen wir beispielsweise einen starken Fokus auf «Sustainable Aviation Fuel» (SAF; Flugkraftstoff aus nichtfossilen Rohstoffen). Das wird auch von unserer Kundschaft geschätzt: Bei 35 Prozent der in unseren Filialen gebuchten Flugreisen wurde ein SAF-Beitrag geleistet. Das kann neu auch direkt bei Online-Buchungen auf hotelplan.ch und migros-ferien.ch erfolgen.

Weite Natur: Nicole Pfammatter würde jederzeit wieder in die Mongolei reisen. © stock.adobe.com

Welche Neuigkeiten bringt das aktuelle Hotelplan-Portfolio für den Winter?

Wir setzten auf bewährte Sonnenziele wie die Malediven, die Kanaren und Ägypten – sie bleiben klare Favoriten. Ein Highlight im Winterprogramm ist Sansibar, das zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Neu im Angebot ist dort das «Matemwe Attitude», ein stilvolles Adults-only-Hotel der bekannten Attitude-Gruppe aus Mauritius, die erstmals auf Sansibar expandiert. Ebenfalls zu empfehlen ist das «Paradisus by Melià Fuerteventura», das im August nach umfassender Modernisierung als Fünf-Sterne-all-inclusive-Resort wiedereröffnet wird.

Zum Schluss ein Blick in Ihren Koffer: Was darf nie fehlen?

Mein Ladegerät – ohne geht heutzutage gar nichts. Eine Powerbank ist auch fast immer dabei. Und egal, wohin die Reise geht: Den Badeanzug packe ich sicherheitshalber auch immer ein.

Über Hotelplan Group

Die Hotelplan Group mit Sitz in Glattbrugg ist ein international tätiger Reisekonzern für Freizeit- und Geschäftsreisen, der rund 2500 Mitarbeitende an 238 Standorten beschäftigt. Hotelplan Group ist in 20 Ländern mit Filialen, lokalen Service-Büros und Business Travel Centers vertreten. Zu den Geschäftseinheiten der Gruppe zählen der grösste Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan Suisse mit den Marken travelhouse, tourisme pour tous sowie der Bereich Volume Tour Operating, der das Badeferien- und Städtereisengeschäft mit den Veranstaltermarken Hotelplan, Migros Ferien und vtours bündelt.

www.migros-ferien.ch
www.hotelplan.ch