Einst waren Nova Gorica im Westen Sloweniens und Gorizia im äussersten Nordosten Italiens eine Ortschaft – nun werden sie zumindest im Geiste der Kultur wiedervereint. Gemeinsam stemmen die Schwesternstädte über 600 Events. Das Programm geteilt-vereinten Kulturhauptstadt 2025 ist vielseitig und soll Räume für die Reflexion der Geschichte, für aktuelle Themen, Minderheitenrechte und die Werte der Europäischen Gemeinschaft schaffen. Internationale Kunstschaffende, Wissenschaftler und Geisteswissenschaftler sollen das historische Gedächtnis und das kulturelle Erbe der Grenzregion bewahren, mit dem Ziel, die Kunst und Kultur in der Grenzregion zu fördern. Die Eröffnungsveranstaltung der Europäischen Kulturhauptstadt «GO! 2025 Nova Gorica-Gorica» fand am 8. Februar 2025 statt. Die zukunftsgerichteten Projekte, die das ganze Jahr über stattfinden, versprechen Spannendes.

Der Verein «Mink Tolmin» etwa organisiert im Rahmen des Projekts «Kunst gegen Waffen» eine Reihe von Veranstaltungen, die Kunst in Kriegs- und Konfliktgebieten zum Thema machen. Ziel ist es, den Dialog zwischen historischer und zeitgenössischer Kriegskunst und Kunstschaffenden zu fördern. «Memory Ambulance», ein mehrjähriges grenzüberschreitendes Projekt, soll die Geschichte der Region Gorica aufzeichnen und archivieren. Denn Nova Gorica und Gorizia galten einst als kulturelles Zentrum der slowenischen Grenzregion Goriška.

Zeugnis langer Geschichte: Statue des Philosophen Carlo Michelstaedter in Gorizia. © ViaR-Promotourismo

Obstsorten, Wahnsinn und Vernunft

Eines der zahlreichen Happenings findet im Obstgarten Kojsko statt, der grössten Genbank alter Obstsorten in der Region. Internationale Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Teilen der Welt wollen verlassene Streuobstwiesen durch kreative Prozesse wiederbeleben.

Um eine besondere Persönlichkeit geht es im Projekt Basaglia, inspiriert von der Arbeit des italienischen Psychiaters Franco Basaglia. Als einer der einflussreichsten europäischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts stellte er die Würde der in Anstalten lebenden Menschen wieder her und setzte sich ein für soziale Gleichheit. So soll das Projekt aufzeigen, dass Wahnsinn und Vernunft untrennbar miteinander verbunden sind. Ebenfalls einer bekannten Persönlichkeit gewidmet ist das Projekt um Matea Benedetti, der weltweit anerkannten slowenischen Modedesignerin. Sie gilt als Pionierin nachhaltiger Luxusmode, so ist jede ihrer Kollektionen ist eine Hommage an bedrohte Arten, die durch menschliche Aktivitäten, Klimawandel und die Modeindustrie vom Aussterben bedroht sind. Im Rahmen von «GO! 2025» veranstaltet sie ein Mode-Spektakel, bei dem sie ihre neuesten Textilinnovationen vorstellt. Zu sehen sind Haute-Couture-Kreationen aus recycelten Plastikflaschen, Holzseide, Ananas- und Apfeltextilien oder Algen.

Die Projekte sollen Grenzen überschreiten und über das Gewöhnliche hinausgehen. © Bumbaca

Vergnügen verbindet

Sport ist ebenfalls Thema im Kulturjahr. Beide Städte, Nova Corica und Gorizia, haben eine Fussballtradition – nicht nur auf dem Rasen: Vielerorts gibt es auch Tischfussball. So wird im Sommer 2025 in den Bars und Kneipen auf den Hauptplatz von Gorizia, der Piazza della Vittoria, grenzüberschreitend Tischfussball gespielt. Zudem können Interessierte in Workshops lernen, selbst einen Tisch zu bauen. Spass und Freude verspricht das Festival der Clowns, die nicht nur Städte, sondern auch Menschen über Generationen verbinden – und zum Lachen bringen. Multimedial statt mimisch geht es schliesslich am «Pixxelpoint International Festival of Contemporary Art Practices» zu und her, das bereits eine lange Tradition in der Region hat und das Rückgrat des Programms «GO! 2025» für neue Medienkunst. Das Festival schlägt internationale Brücken und befasst sich mit Fragen des 21. Jahrhunderts, die diesseits wie jenseits aller Grenzen drängen.

www.go2025.eu