Moin Moin Niedersachsen
Die ostfriesische Küste entführt uns in die faszinierende Natur des Wattenmeers, wo Wind, Wasser und Gezeiten regieren. Am besten erkundet man sie auf zwei Rädern auf dem Nordseeküstenradweg.
Die ostfriesische Küste entführt uns in die faszinierende Natur des Wattenmeers, wo Wind, Wasser und Gezeiten regieren. Am besten erkundet man sie auf zwei Rädern auf dem Nordseeküstenradweg.
Vor zwei Jahrzehnten nahm ich die Einladung von Freunden an, ein paar Sommerferientage an der Nordseeküste Deutschlands, genauer gesagt in der Region Ostfriesland, zu verbringen. Gleich am ersten Tag schon zog es uns ans Meer, und so machten wir uns auf den Weg nach Dangast, einem bezaubernden Küstendorf. Nach einer einstündigen Fahrt durch weite Felder, gesäumt von typischen Ziegelsteinhöfen und Eichenwäldern, erreichten wir den Küstenort Dangast direkt am Jadebusen und wurden von einer hügeligen Überraschung begrüsst: einem mächtigen Küstendeich zwischen uns und dem Strand.
Mit dem Wissen, dass das Meer jenseits des Deichs lag, stieg ich auf die Anhöhe und fragte mit ungläubigem und amüsiertem Gesichtsausdruck: «Wo ist das Meer?!» Vor uns erstreckte sich das Wattenmeer bei Ebbe mit seiner unendlichen Weite, den Vogelschwärmen und den magischen Lichtreflexionen auf dem Watt – den sandigen und schlammigen Flächen in der Gezeitenzone, die bei Niedrigwasser trockenfallen und je nach Tageszeit und Wetter zwischen indigoblau, stahlgrau, grün und rosa changieren. Das Wasser war weg – und es war Liebe auf den ersten Blick! An diesem Tag auf dem Damm, zwischen den grünen Poldern im Hinterland und dem endlosen rosa-grauen Watt, atmete ich tief ein und erlag dem Charme der Nordsee. Aus der Liebe auf den ersten Blick entwickelte sich eine langjährige Liaison mit dem ostfriesischen Abschnitt der Nordseeküste, wo sich Natur und Kultur – und ideale Fahrradbedingungen – auf einzigartige Art miteinander verbinden.
Die Region Ostfriesland in Niedersachsen, die mit atemberaubender Natur und tausendjähriger Geschichte verzaubert, lässt sich am besten auf dem Fahrrad erkunden. Hier an der nordwestlichen Spitze Deutschlands offenbart sich eine Landschaft von unvergleichlicher Wildheit und Schönheit. Der ostfriesische Teil des Nordseeküstenradwegs beginnt an der deutsch-niederländischen Grenze in Bunde und führt über Seehafenstädte wie Leer und Emden, entlang malerischer Sielorte wie Greetsiel bis hin zu kleinen Dörfern und gemütlichen Städten im Landesinneren, wie dem idyllischen Jever. Die vielseitige Route wechselt zwischen geraden Strassen entlang der Nordsee und der Küste sowie ruhigen Pfaden durch das von der Seefahrt geprägte Binnenland. Diese ausgewählten Etappen bieten die perfekten Reiseziele für Ausflüge während eines verlängerten Wochenendes oder für längere Fahrradtouren entlang der Nordseeküste.
Das wunderschöne historische Rathaus ist das Wahrzeichen von Leer und bildet zusammen mit dem angrenzenden Hafen eine malerische Kulisse. Die Altstadt mit ihren urigen kleinen Läden, liebevoll restaurierten Gebäuden und den verschiedenen Museen bietet eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und die langgestreckte Fussgängerzone mit attraktiven Geschäften und Einkehrmöglichkeiten lädt zum Flanieren ein. Im Bünting Teemuseum kann man alle Hintergründe zu der ostfriesischen Teekultur erfahren, die seit 2016 ein von der UNESCO anerkanntes immaterielles Kulturerbe ist.
Die Stadtgeschichte von Emden ist eng mit dem Hafen verknüpft und kann am besten bei einem geführten Stadtrundgang oder den informativen Hafen- oder Grachtenfahrten erkundet werden. Ein Besuchermagnet ist die Kunsthalle Emden, die bis zu fünf grosse Ausstellungen pro Jahr zu Themen aus der modernen und zeitgenössischen Kunst bietet. Das Herz des Museums ist die Sammlung mit Kunst vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart – ein Muss für Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber.
In der Region Krummhörn warten 18 romantische Warfendörfer und das Fischer- und Künstlerdorf Greetsiel darauf, entdeckt zu werden. So beeindrucken zum Beispiel die historischen Giebelhäuser aus dem 17. Jahrhundert und die berühmten Greetsieler Zwillingsmühlen in Greetsiel oder die Orgel in der Kirche des Warfendorf Groothusen.
Im Innern der Osterburg finden Besucherinnen und Besucher eine bedeutende Sammlung kultur- und kunsthistorischer Gegenstände und ein gemütliches Hofcafé. Der Pilsumer Leuchtturm wiederum ist einer der kleinsten, aber einer der bekanntesten Leuchttürme in Deutschland. Der rot-gelb geringelte Turm erlangte zum Beispiel in der Tatort-Folge «Sonne und Storm» und im Otto Waalkes-Film «Otto – Der Ausserfriesische» Bekanntheit. Im romantischen Rundwarfendorf Rysum lohnt es sich, dem Müllerhaus einen Besuch abzustatten – hier kann man nicht nur köstlichen Ostfriesentee trinken, sondern auch in kleinen Gruppen übernachten.
Seit über vier Jahrzehnten werden in Norddeich jedes Jahr bis zu 150 verwaiste Seehunde und Kegelrobben aufgezogen, um sie auf ihr Leben in der Nordsee vorzubereiten und dann wieder auszuwildern. Die Seehundstation Nationalpark-Haus bietet die Möglichkeit, die kleinen Meeressäuger selbst zu erleben und befindet sich im spannenden Schnittpunkt von Natur und Tourismus. Im Waloseum kann man zudem das präparierte Skelett eines 15 Meter langen Pottwal-Bullen bewundern, der 2003 vor Norderney gestrandet ist. Von Norddeich aus fahren auch Fähren zu den vorgelagerten ostfriesischen Inseln Juist und Norderney.
Wilhelmshaven bietet eine Fülle an Attraktionen: Museale Highlights sind das «Aquarium Wilhelmshaven», das «Deutsche Marinemuseum», das «Küstenmuseum Wilhelmshaven » und das «Wattenmeer Besucherzentrum». Letzteres lässt Besuchende in die Zauberwelt von Meer und Küste eintauchen, die Funktionsweise von Ebbe und Flut entdecken und die Tier- und Pflanzenwelt des Wattenmeers interaktiv erleben. Nach der spannenden Ausstellung lädt die Cafeteria mit Blick auf das Pottwal-Skelett zum Verweilen ein.
Weiter geht es um den Jadebusen, wo auf dem Deich friedliche Schafe grasen, Richtung Fischerhafen Vareler Hafen, wo man Kultur, Kulinarik und maritimes Flair direkt erleben kann. Direkt vor Ort kann man frischgefangenen Fisch, Garnelen oder geräucherte Spezialitäten wie Aal und Makrelen geniessen. Abschliessend geht es bis nach Dangast. Im alten Kurhaus geniesst man hier mit Blick auf das Wattenmeer den leckersten Rhabarberkuchen der Region.
Von Dangast aus führt der Nordseeküstenradweg zum Langwarder Groden, dem letzten Abschnitt entlang der ostfriesischen Küste. Das bedeutende Natur- und Vogelschutzgebiet an der Nordspitze der Halbinsel Butjadingen ist Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Hier kann die Natur noch unberührt erlebt werden, am besten bei einer geführten Wattwanderung: Mit schlammigen Füssen lassen sich Wattwürmer, Schlickkrebse und flinke Garnelen entdecken und das faszinierende Lichtspiel der untergehenden Sonne in den Wasserläufen des freigelegten Meeresbodens erleben. Das Wasser ist weg … Und es wird bestimmt Liebe auf den ersten Blick!
Wenn Sie auf „Alle Cookies akzeptieren“ klicken, stimmen Sie der Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät zu, um die Websitenavigation zu verbessern, die Websitenutzung zu analysieren und unsere Marketingbemühungen zu unterstützen.