Irland in Kürze
Traditionelle Musik, eine lebendige Pubszene und die vielleicht besten Austern der Welt: In der Region um die Stadt Galway erlebt man alles, was die Insel zu bieten hat.
Traditionelle Musik, eine lebendige Pubszene und die vielleicht besten Austern der Welt: In der Region um die Stadt Galway erlebt man alles, was die Insel zu bieten hat.
Dass es die gemütlichsten Pubs des Planeten in Irland gibt, wer möchte das bezweifeln? So gemütlich wie ein Wohnzimmer, mit knisternden Kaminen und teilweise weichem Teppichboden, lohnen die irischen «Beizen» schon allein eine Reise auf die Grüne Insel.
Die vielleicht lebendigste und traditionellste Pub-Szene findet man in der Stadt Galway an der Westküste, deren Altstadt gespickt ist mit traditionellen Lokalen, in denen Ales, Stouts und Whiskey in nicht geringen Mengen die durstigen Kehlen herunterfliessen. Dass Iren trinkfest sind, ist kein Klischee – auch wenn in Irland der Konsum von Alkohol (wie in vielen westlichen Ländern) rückläufig ist.
Die Besonderheit des 80’000-Seelen-Städtchens ist vor allem auch die Liebe zur traditionellen irischen Musik, die man täglich in den Pubs geniessen kann. Die Musiker ziehen dabei mit ihren Instrumenten (Trommeln, Tin Whistles, Concertinos oder Geigen) von Pub zu Pub und setzen sich immer in neuen Konstellationen zusammen – traditionelle irische Musik klingt jedes Mal anders. Ein Pub-Crawl, eine Tour durch die Musikkneipen, ist ein besonders authentisches Irlanderlebnis. Los geht es im Tigh Coili im Herzen der Altstadt, das oft überquillt und wo sich die Musiker um einen Tisch drängen – die Stimmung hier ist fantastisch. Nach einem kurzen Abstecher in dem atmosphärischen Mini-Pub Tigh Neachtain geht es über den Fluss ins West End zur Crane Bar, in deren Obergeschoss jeden Abend Livemusik gespielt wird. Hier wird es schon mal ergreifend, wenn das ganze Publikum bei irischen Freiheitsliedern mitsingt.
Während Irlands Bars weltweit berühmt sind, hat die Küche keinen guten Ruf – völlig zu Unrecht. Denn gerade an der Westküste, wo der wilde Atlantik an die torfige Küste peitscht, hat man sich seit jeher auf den Geschmack des Meeres spezialisiert: Miesmuscheln, Krabben, Lachs und Austern. Die Menschen hier behaupten gar, die besten Austern der Welt zu produzieren. Einer davon ist der Austernfischer Diarmuid Kelly, dessen Muscheln in der Gezeitenmündung des Kilcolgan River südlich von Galway gedeihen. «Hier an der Mündung vermischen sich der Atlantik, das Wasser aus den kalkigen Burren und von den moorigen Hügeln. Dieser Mix macht den besonderen Geschmack der Austern aus», so Kelly.
Wie gut das schmeckt, kann man bei einer Tour mit Diarmuid erfahren, wenn es schon mal eine frische Auster direkt aus dem Fluss zum Probieren gibt. Oder man besucht das Moran’s Oyster Cottage auf der anderen Seite des Flusses, wo man den besten Seafood weit und breit geniessen kann. Moran’s ist mittlerweile so berühmt (und dennoch rustikal einfach geblieben), dass man sich nicht wundern darf, wenn plötzlich ein Hollywood-Star durch die Tür tritt.
Irland, das sind «50 Shades of Green»: Das feuchte Atlantikklima lässt die Pflanzen spriessen. Umso aussergewöhnlicher erscheinen deshalb die Burren, ein Kalksteingebiet in der Grösse des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Durch jahrtausendelange Beweidung ist der rissige Kalkboden freigelegt worden – ein herrliches Wanderrevier, in dem man sich wie in einer Ödnis fühlt. In den Rissen und Spalten halten sich tapfer Gräser und Kräuter, die eine Besonderheit aufweisen: das Klima in den Burren lässt mediterrane und arktische Pflanzen gedeihen. Am besten besucht man den Nationalpark auf einer geführten Tour, um einen Einblick in die komplexe Ökologie der Region zu erhalten.
Die besondere Landschaft hat zudem Maler und Poeten inspiriert – und vielleicht gar zur Namensgebung von «Gollum» aus «Herr der Ringe» beigetragen. Das jedenfalls behaupten die Mitglieder der «Burren Tolkien Society», die sich mit dem Werk des Schriftstellers J. R. R. Tolkien beschäftigen. Tolkien hatte öfters die Region besucht und Ideen für sein Fantasy-Epos gefunden. Stand die kleine Höhle «Pol na Gollum» vielleicht Pate für das Wesen aus der Saga? Einen Beweis gibt es nicht. Leidenschaftlich darüber diskutieren kann man mit Peter Curlin von der Roadside Tavern in Lisdoonvarna; er ist Pubbetreiber, Brauer und Präsident der Tolkien-Gesellschaft.
Und wer sich nach all den Erlebnissen, den Pubbesuchen, der Musik und der Begegnung mit den freundlichen Locals denkt, er möchte gerne Auswandern und eine Irin oder Iren heiraten, der sollte sich im September ins Dörfchen Lisdoonvarna aufmachen. Hier findet jährlich das «Matchmaking Festival» statt, das grösste Single-Treffen der Welt. Seit 165 Jahren kommen die Singles der Region in das Dörfchen, um sich einen Partner zu suchen. Heute ist Willie Daly Herr des «analogen Tinders». In seinem dicken Buch hat er die Lebensläufe unzähliger Boys und Girls aufgeschrieben – und findet bestimmt das passende Match. Mittlerweile dauert das Festival einen ganzen Monat und bietet Musik, Tanz und Party – nichts wie hin!
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